100-Hz-Technik bei LCD- und Röhrenfernsehern Drucken
Bravia KDL-32EX705 von Sony
Bravia KDL-32EX705 von Sony

Die 100-Hz-Technik ist vielen aus der Zeit bekannt, in der Fernseher mit Röhrentechnik auf dem Höchststand der technischen Entwicklung waren. Sie hatten ihre konstruktionsbedingte Maximalgröße erreicht und Geräte im Breitbildformat brachten den ersten Hauch von "Heimkino" in die deutschen Wohnzimmer. Die Verdoppelung der Bildwiederholfrequenz von 50 auf 100 Hz sollte das Flimmern reduzieren, was das menschliche Auge bei der Betrachtung von Röhrenbildschirmen im niedrigen Frequenzbereich wahrnimmt.

Mit dem Siegeszug der Flachbildfernseher geriet diese Technik schon fast in Vergessenheit, zumal LCD-Fernseher gerade wegen ihrer flimmerfreien Bilddarstellung gerne gekauft werden.

Interessanterweise findet man unter den Ausstattungsmerkmalen neuer LCD-Modelle immer häufiger das Stichwort 100-Hz-Technik. Der Begriff steht auch hier für die Verdoppelung der Bildwiederholfrequenz, allerdings wird diese auf andere Art umgesetzt und dient nicht der Verringerung von Bildflimmern sondern wird zur Optimierung der Bewegtbilddarstellung eingesetzt.

100-Hz-Technik bei LCD-Fernsehern

Besonderheiten der Bilddarstellung
Ein LCD- Panel hält ein Bild solange, bis das neue Bild aufgebaut wird, die Haltezeit beträgt ca. 16-20 Millisekunden. Zudem gibt es keine Dunkelphase. Die sogenannte Erhaltungsdarstellung sorgt dafür, dass LCD-Fernseher auch bei einer niedrigen Bildwiederholfrequenz ein flimmerfreies Bild anzeigen. Allerdings bewirkt die lange Haltezeit der Bilder ein "Nachleuchten" der Lichtpunkte auf der Netzhaut, während das Auge schon den Bewegungen der neuen Bilder folgt. Konsequenz: Bewegte Kanten werden verwischt bzw. unscharf wahrgenommen.

Im Gegensatz dazu leuchten bei Röhrenfernsehern die einzelnen Bildpunkte nur kurzzeitig auf (ca. 2 Millisekunden). Das Auge setzt aus den nacheinander aufblitzenden Lichtpunkten ein Gesamtbild zusammen. Die als Impulsdarstellung bezeichnete Bildwiedergabe sorgt dafür, dass die Lichtpunkte auf der Netzhaut des Auges ein klar abgegrenztes Helligkeitsprofil erzeugen. Die Folge: schnell bewegte Objektkanten werden scharf wahrgenommen.

Die Erhaltungsdarstellung bei LCD-Fernsehern (siehe Kasten) sorgt für flimmerfreie Bilder, bewirkt allerdings auch, dass sich das Bild sozusagen in das menschliche Auge einbrennt und schnell bewegte Filmsequenzen, wie sie beispielsweise bei Sportübertragungen vorkommen, durch die Trägheit des Auges mit unscharfen Kanten und Wischeffekten wahrgenommen werden.

Durch Verdoppelung der Bildfrequenz wird die Standzeit des einzelnen Bildes verkürzt. Allerdings werden hier im Gegensatz zur 100-Hz-Technik bei Röhrenfernsehern die Bilder nicht einfach verdoppelt, sondern ein im Fernseher integrierter Prozessor erkennt die Bewegungsrichtungen und berechnet neue Zwischenbilder, welche zwischen den regulären Vollbildern eingefügt werden. Dafür wird das Bild in Blöcke eingeteilt; die Elektronik vergleicht nun Block für Block des aktuellen Bildes mit dem vorherigen und ermittelt durch Interpolation einen Bewegungsvektor.

Inzwischen gibt es erste Modelle mit 200-Hz-Technik, welche mit einer vierfachen Bildwiederholrate (im Vergleich zum PAL-Standard) arbeiten. Die Bewegbilddarstellung soll dadurch noch flüssiger werden.

Das Ergebnis ist eine flüssige Bewegtbilddarstellung mit scharfen Objektkanten. Die 100-Hz-Technik ist bei den Herstellern unter folgenden Begriffen zu finden: „Clear Motion Drive“ (JVC), "Perfect Motion Drive" (LG), „truD“ (Loewe, Sharp), "Motion Picture Pro" (Panasonic) "100 Hz Clear LCD" (Philips) „True Color in Motion“ (Samsung) und "Active Vision M100" (Toshiba).

Nachteile der Zwischenbildberechnung: unter Umständen kann es zu Doppelkonturen an kontrastreichen Kanten kommen. Bewegte Bildobjekte können unnatürlich deutlich in den Vordergrund treten.

100-Hz-Technik bei Röhrenfernsehern

Klassische Fernseher arbeiten mit einer Bildwiederholfrequenz von 50 Hz, sie stellen nacheinander 50 Halbbilder pro Sekunde dar; das menschliche Auge nimmt diese Frequenz als Flimmern wahr. Gerade Fernseher mit großen Bildröhren (ab 70 cm) neigen zudem zum sogenannten Großflächenflimmern. Hochwertige Röhrenfernseher arbeiten deshalb mit 100-Hz-Technik, um diese Störung zu verringern. In einem digitalen Bildspeicher werden die vom Sender übertragenen Bilder gespeichert und zweimal hintereinander aufgebaut, so entsteht die doppelte Bildfrequenz.

Die Verdoppelung der Bildwiederholfrequenz soll für eine flimmerfreie und ruhige Darstellung des Fersehbildes sorgen. Nachteil: bei schnellen Bewegungen, wie z.B. bei Sportsendungen, kann es zu Wischeffekten kommen. Dies trifft vor allem für ältere Geräte zu.

Bei neueren 100-Hz-Verfahren findet eine bewegungsadaptive Bildverarbeitung statt, so dass auch Sportsendungen und Börsenticker scharf dargestellt werden. Außerdem wird neben dem Großflächenflimmern auch das Zeilenflimmern, welches vor allem bei horizontalen Linien auffällt, beseitigt.

Geräte mit dieser Ausstattung sind unter anderem an Bezeichnungen wie "Natural Motion" zu erkennen.

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