Der elektronische Programmführer (EPG) Drucken
DigiCorder S 2: Festplatten-Receiver von Technisat mit herstellereigenem EPG

Wer digitales Fernsehen empfängt, kann aus einer riesigen Zahl an Programmen wählen und dabei leicht den Überblick verlieren. Abhilfe verschaffen hier sogenannte Elektronische Programmführer, abgekürzt EPG (Electronic Program Guides), die von den Sendeanstalten (z.B. ARD und ZDF), Pay-TV-Anbietern wie PREMIERE oder auch programmübergreifend von externen Betreibern angeboten werden (z.B. Hörzu, SiehFernINFO). Auf einen Klick erhält man eine Programmauswahl des Anbieters mit allen Sendedaten und auch zusätzlichen Informationen angezeigt. Ein großer Vorteil ist die Personalisierung des Angebotes: So können z.B. durch Eingabe von Stichworten die Programmlisten ähnlich wie mit einer Suchmaschine im Internet durchsucht und die Treffer zu den jeweiligen Stichworten aufgelistet werden.

Funktionsweise:
Die elektronischen Programmführer erhalten ihre Informationen über sogenannte SI-Daten (SI steht für Service Information), die mit den Videosignalen über Satellit, Kabel oder auf terrestrischem Wege ausgestrahlt werden. Diese Systemdaten beinhalten neben Steuerfunktionen für die Settop-Box (Kanal- oder Transponderbelegung) auch Programminformationen wie Anfang und Dauer einer Sendung, Altersbegrenzung, Kategorie, Titel und eine Beschreibung der Sendung. Die reine Darstellung von SI-Daten ist die einfachste Form eines EPGs und wird von jedem Digital-Receiver angeboten. Außerdem gibt es programmübergreifende Dienste, die zusätzlich redaktionell bearbeitet werden und damit viel mehr Informationen liefern (z.B. ARD Digital, RTl World).

Genau genommen handelt es sich bei den elektronischen Programmführern um Anwendungen, die von den jeweiligen Set-Top-Boxen interpretiert werden müssen. Daraus ergibt sich folgendes Problem: Je nach Betriebssystem und Programmierschnittstelle des Receivers wird der EPG unterschiedlich dargestellt oder kann auch gar nicht empfangen werden (z.B. kann die d-Box von PREMIERE den EPG von ARD Digital nicht darstellen).

OpenTV
Die Lösung brachte ein gemeinsamer Gerätestandard, auf dem alle Digital-TV-Anwendungen programmiert werden konnten. So schlossen sich Fernsehanstalten, Boxenhersteller und Multimedia-Unternehmen zu der Technik- und Medienallianz F.U.N. (Free Universe Network) zusammen, um einen gemeinsamen Standard zu entwickeln, der eine einheitliche Darstellung von Zusatzinformationen ermöglicht.

Das bisher eingesetzte Betriebssystem OpenTV verarbeitet aus dem Internet bekannte Programmiersprachen Java und HTML; ebenso ist die PCMCIA-Technik integriert, die sich bei tragbaren Computern bewährt hat und in den Receivern als Common-Interface- Schnittstelle ( CI) Verwendung findet. Die CI-Schnittstelle nimmt Entschlüsselungsmodule verschiedener Pay-TV-Anbieter auf, kann aber auch eine Verbindung zum Internet, Telefon oder PC herstellen und auch als Speichererweiterung oder für Spiele genutzt werden. Sat-Receiver mit dem Betriebssystem OpenTv sind mit dem F.U.N.-Logo gekennzeichnet.

Der MHP-Standard
Inzwischen haben sich Hersteller von Receivern, Programmanbieter und Sendeanstalten in der sogenannten "Mainzer Erklärung" vom 19. September 2001 auf eine gemeinsame Plattform geeinigt, die eine einheitliche Nutzung und Darstellung von multimedialen Zusatzdiensten ermöglichen soll: der MHP-Standard (Multimedia-Home-Platform). Seit Mitte 2002 stehen entsprechende Geräte und Applikationen zur Verfügung. So wird z.B. der neue Hörzu-EPG auf Basis des MHP-Standards ausgestrahlt. Ebenso werden die Multimediaangebote von ARD Digital seit Anfang 2004 nur noch auf MHP-Basis gesendet, die parallele Ausstrahlung auf Basis des Betriebssystems OpenTV wurde Ende 2003 eingestellt.

Da die Bereitstellung aufwendig redaktionell bearbeiteter Programmführer laufend Kosten verursacht, werden solche Service-Leistungen in der Regel nicht oder nur zeitweise kostenlos angeboten (z.B. Hörzu), beziehungsweise mit Werbung versehen. In der Regel kauft man diese Dienste mit dem jeweiligen Sat-Receiver ein (z.B. SiehFernINFO). Voraussetzung für den Empfang sind natürlich MHP-taugliche Sat-Receiver, deren Angebot immer größer wird.