HDTV - Hochauflösendes Fernsehen Drucken

Die neue Fernsehnorm HDTV soll der zukünftige Standard für qualitativ hochwertiges Fernsehen werden. HDTV (High Definition Television) steht für hochauflösendes Fernsehen, welches durch eine höhere Auflösung eine wesentlich bessere Bildqualität mit extrem scharfen Konturen, satten Farben und hoher Tiefenschärfe bewirkt. Die Tonwiedergabe erfolgt hauptsächlich in Dolby Digital 5.1, das Fernsehsignal wird nach den Komponenten Helligkeit, Farbe und Ton getrennt übertragen.

Der Vorteil von HDTV liegt in der hohen Auflösung, die bis zu fünfmal höher als beim PAL-Standard ist (siehe Tabelle). Dieser verfügt lediglich über eine vertikale Auflösung von 576 sichtbaren Zeilen und maximal 720 Linien (horizontal) mit 50 Hz Bildwiederholrate. Gesendet wird im Halbbildverfahren (Interlaced-Modus). Für HDTV sind zwei Auflösungsvarianten für die Praxis relevant: 1080i ( Auflösung 1920 x 1080 Pixel im Interlaced-Modus) und 720p (1280 x 720 Bildpunkte im Progressive-Scan-Modus). HDTV ist eng mit dem Breitbildformat 16:9 verbunden (1920:1080 und 1280:720 ergeben jeweils 1,78:1).

  PAL 720p 1080i
Vertikale Auflösung 576 Zeilen 720 Zeilen 1080 Zeilen
Horizontale Auflösung 720 Linien (max.) 1280 Linien 1920 Linien
Bildpunkte gesamt (max.) 414.720 921.600
(2,2 x höher als PAL)
2.073.600
(5 x höher als PAL)
Bildwiederholung interlaced progressive interlaced
Bildformat 4:3 (1,33:1) 16:9 (1,78:1) 16:9 (1,78:1)

Verwendete Technik

Die deutschen HDTV-Anbieter setzen MPEG-4 als Komprimierungsverfahren ein und übertragen die hochauflösenden Bilder mit dem Übertragungsstandard DVB-S2, eine Weiterentwicklung von DVB-S. Verbesserte Verfahren zur Fehlerkorrektur und Modulation steigern die Effizienz um bis zu 30 Prozent, das senkt die Gefahr von Empfangsstörungen und ermöglicht eine Erhöhung der Datenrate. Um digitale Kopien von hochauflösendem Filmmaterial zu verhindern, ist bei HDTV der Kopierschutz HDCP integriert. Dieses Verfahren erlaubt ein ausgeklügeltes Rechtemanagment, mit dem der Sender über ein Kommando im DVB-Datenstrom (Broadcast Flag) vorgibt, über welche Schnittstellen und in welcher Auflösung das Filmmaterial ausgegeben wird. Der Pay-TV-Anbieter PREMIERE sendet bei seinem HD-Filmkanal den Broadcast Flag mit, wechselt der Benutzer auf diesen Kanal, wird automatisch der Komponenteneingang deaktiviert.

Welche Übertragungswege kommen für HDTV in Frage?

Voraussetzung ist eine digitale Datenübermittlung, welche beim Satellitenempfang am weitesten verbreitet ist. Über Satellit ist das Angebot für HDTV am größten, es können theoretisch alle unverschlüsselten und auch verschlüsselten Programme bei entsprechendem Abonnement empfangen werden. Unter den Kabelanbietern liefert Kabel BW derzeit das umfangreichste Angebot an HDTV-Sendern, diese sind aber nicht flächendeckend verfügbar. Kabel Deutschland und Unitymedia haben lediglich das HD-Angebot von PREMIERE in ihrem Programm, was wiederum auch nur auf einzelne Regionen beschränkt ist. In Deutschland ist die HD-Übertragung über Antenne nicht vorgesehen, angeblich ist die verfügbare Bandbreite nicht ausreichend. In anderen Ländern scheint dies dennoch zu funktionieren: so wird der Spartensender ARTE in Frankreich seine HD-Variante Ende 2008 über Antenne ausstrahlen.

Welche Geräte werden für HDTV benötigt?



 
 
Abb. 1: DigiCorder HD-S 2: HDTV-Receiver
von Technisat

  1. Bei Empfang über Satellit eine HDTV-taugliche Settop-Box. Der Empfänger kann an eine vorhandene Satellitenschüssel angeschlossen werden, Voraussetzung ist lediglich ein Universal- LNB für digitalen Empfang. Für Kabelempfang wird ebenfalls ein zusätzliche Settop-Box benötigt.
  2. ein HDTV-taugliches Fernsehgerät, mit entsprechend hoher Auflösung (mindestens 1280 x 720 Pixel) und einer Schnittstelle, über die entsprechende Videosignale eingespeist werden können ( YUV-Eingang bzw. eine digitale Schnittstelle ( DVI (inkl. HDCP), HDMI). Außerdem muß die Steuerelektronik des Gerätes die eintreffenden Bildsignale verarbeiten und darstellen können.
  3. eine Smartcard, da die meisten HDTV-Programme nur über Bezahlfernsehen wie beispielsweise PREMIERE verfügbar sind. (Ausnahme zur Zeit: Anixe HD und Arte)

Die Gütesiegel für HDTV-taugliche Geräte

HDTV ist das Schlagwort und Werbeträger für den Verkauf von hochwertigen Fernsehgeräten und Videoprojektoren. Allerdings stiftet der Begriff unter Verbrauchern viel Verwirrung, zumal auch viele Geräte als HDTV-tauglich gekennzeichnet sind, obwohl sie die Voraussetzungen gar nicht erfüllen.

Im Januar 2005 wurde vom Verband der europäischen Hersteller von Informations- und Kommunikationstechnik (EICTA) das Gütesiegel "HD ready" vorgestellt, welches die HDTV-Fähigkeit von Ausgabegeräten sicherstellt. Das Label soll dem Verbraucher beim Gerätekauf als Orientierungshilfe dienen, damit er ein Modell wählen kann, was auch wirklich die Anforderungen für HDTV-Empfang erfüllt.

Im März 2006 folgte das Logo "HD TV", welches Empfangsgeräte kennzeichnet. Dazu zählen Settop-Boxen, DVD-Recorder, DVD-Player und Fernseher mit integriertem HDTV-Empfänger. Bei Geräten mit HD TV-Logo ist sichergestellt, dass diese HDTV-Signale verarbeiten und an ein HDTV-fähiges Ausgabegerät weiterleiten können. Zur IFA 2007 stellte die EICTA zwei neue Logos für Full HD-Fernseher vor.

Offizielle Logos der EICTA
Für Flat-TVs und Videoprojektoren

Mindestanforderungen:

  • Gerät im Breitbildformat 16:9.
  • minimale native vertikale Auflösung mit 720 Zeilen.
  • YUV-Eingang und
  • DVI- oder HDMI-Eingang, Kopierschutz HDCP muß unterstützt werden.
  • Fähigkeit, HDTV in den Auflösungen 720p (=1280x720) /1080i (=1920x1080) bei 50 und 60 Hz darzustellen.
Für SAT-REceiver und Fernseher mit integriertem HDTV-Empfänger.

Mindestanforderungen:

  • unterstützte Auflösungen: 720p (=1280x720) oder 1080i (=1920x1080) bei 50 Hz.
  • bei Sat-Empfängern: DVB-S und DVB-S2.
  • unterstützte Datenkompressionsverfahren: MPEG 4, MPEG 2.
  • bei Kabel-Empfängern: DVB-C mit 256 QAM.
  • Anschlüsse: YUV-Eingang oder DVI- oder HDMI-Eingang, digitaler Audioausgang.
  • HDCP wird empfohlen ist, aber nicht Bedingung wie beim HDready-Logo.
Für Fernseher mit Full HD-Auflösung, zusätzlich eine HD-taugliche3 Set-Top-Box für den Empfang von Fernsehprogrammen erforderlich.

Mindestanforderungen:

  • Minimale auflösung 1080 x1920 Bildpunkte.
  • Alle unterstützten Bildformate werden im korrekten Seitenverhältnis dargestellt.
  • Overscan muss abschaltbar sein.
  • Anschlüsse: YUV-Eingang; DVI- oder HDMI-Eingang mit HDCP-Unterstützung.
  • Auflösungen über YUV: 720p (1280x720 Pixel progressiv),1080i (1920x1080 interlaced) mit Frequenzen von 50 und 60 Hz.
  • Auflösungen über HDMI oder DVI: 720p (1280x720 Pixel progressiv). - 1080i (1920x1080 interlaced) mit Frequenzen von 50 und 60 Hz. - 1080p (1920x1080 progressiv) mit Frequenzen von 24, 50 und 60 Hz.
Für Fernseher mit Full HD-Auflösung und integriertem HDTV-Empfänger (Satellit, Kabel oder Terrestrik).

Die selben Mindestanforderungen wie bei HD ready 1080p und zusätzlich:

  • Satellit: HDTV-Empfänger muss DVB-S und DVB-S2-Signale verarbeiten und in 720p/1080i an das Display weiterleiten können.
  • Kabel: HDTV-Empfänger muss auch DVB-C empfangen.
  • Unterstützung von MPEG-2 und MPEG-4/AVC
  • Toneigenschaften: Stereo- und ein digitaler SPDIF-Ausgang muss vorhanden sein.
  • Über HDMI Ausgabe als PCM-Ton.

Einfluss der Display-Auflösung auf die Darstellungsqualität

Ein optimale Wiedergabe des HDTV-Signals hat man bei einem Fernsehgerät, welches über eine native, also physikalische HDTV-Auflösung verfügt, also 1920 x 1080 Pixel. Die Displayelektronik muss das Bild weder herauf- noch herunterrechnen (skalieren), um es formatfüllend darzustellen. Das Angebot an Full HD-Fernsehern ist inzwischen sehr umfangreich und auch bezahlbar geworden. Die bei LCD-Displays häufig verwendete Breitbild-Auflösung WXGA (1280 x768) ist für die HDTV-Darstellung schon gut geeignet, da nur eine geringfügige Skalierung von 768 auf 720 Bildzeilen (bei einer HDTV-Übertragung im 720p-Modus) stattfindet. Aber auch Praxistests zeigen, dass Bildschirme mit einer deutlich geringeren nativen Auflösung bei HDTV schärfere und detailreichere Bilder zeigen, wenn das Videomaterial von guter Qualität ist.

Generell gilt: je stärker die Displayauflösung von der HDTV-Auflösung (vor allem nach unten) abweicht, um so mehr gehen die Qualitätsvorteile von HDTV verloren. Außerdem sollten Sie beachten, dass Displays mit nativer HDTV-Auflösung zwar ideal für das Betrachten von HDTV sind, diese aber bei der Darstellung von PAL-Signalen zum Teil erhebliche Bildschwächen zeigen. Ursache hierfür ist die Skalierung der Bilddaten von PAL- auf HDTV-Auflösung.

Geschichte
HDTV als neue Fernsehnorm unter dem Projektnamen D2-MAC schon Ender der 80er Jahre in Europa einzuführen, scheiterte an geeigneten Datenübertragungsverfahren und an den fehlenden Endgeräten, welche die entsprechenden Fernsehsignale verarbeiten konnten.

Durch den Heimkino-Boom und durch digitale Übertragungsmöglichkeiten hat HDTV einen deutlichen Auftrieb bekommen und ist inzwischen ist das Thema, wenn es um qualitativ hochwertige Fernsehwiedergabe geht. In den USA, Australien, Japan und Korea ist HDTV schon längst verbreitet. In Deutschland dagegen kommt es trotz aller Anstrengungen un ausreichend verfügbarer Technik nicht so richtig voran. Ein großes Problem bei der Realisierung von HDTV ist die Inkompatibilität zu PAL und NTSC, es müssen nicht nur die Empfangsgeräte in den Haushalten (spezielle HDTV-Receiver und HDTV-taugliche Ausgabegeräte) sondern auch die technische Infrastruktur der Fernsehsender (HDTV-Kameras, digitale Tonaufnahmegeräte usw.) umgerüstet werden. Diese großen Investitionen scheuten vor allem die öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsender. Ende November 2008 haben ARD und ZDF bekanngegeben, ab Februar 2010 mit dem Regelbetrieb von HDTV starten zu wollen.

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