Handy-TV - Taschenfernsehen für jedermann Drucken
KB 770: Handy mit TV-Funktion von LG

Handy-TV bzw. Mobile TV erlaubt den mobilen Fernsehempfang mit entsprechend ausgestatteten Handys oder Handhelds. Es eine praktische Informationsquelle, wenn man unterwegs ist, da man auf keine stationären Medien angewiesen ist. Die kleinen Displays bieten zwar kein beeindruckendes Fernsehvergnügen, eignen sich aber ideal als Zeitfüller beim Warten auf Busse, Bahnen und Flugzeuge beispielsweise für Nachrichtensendungen oder Sportübertragungen. Als Übertragungswege für mobiles TV stehen Mobilfunknetze und Rundfunknetze zur Verfügung. Bei längeren Fernsehsitzungen auf Reisen kann es zu Übertragungsausfällen z.B. beim Wechsel der Funkzelle oder beim Wechsel des Sendebereichs kommen.

Zur Fußball-WM 2006 liefen einige Pilotprojekte, bei denen die entsprechenden Endgeräte ausführlichen Praxistests unterzogen werden konnten. Die Industrie setzte hohe Erwartungen in Handy-TV, welche sich bisher leider nicht erfüllt haben. Viele Betreiber haben ihre Dienste inzwischen eingestellt. Ein Grund dafür liegt sicherlich darin, dass sich die Hersteller nicht auf einen Standard geeinigt haben. Die daraus resultierende Unsicherheit führt in den meisten Fällen zu starker Kaufzurückhaltung und geringer Akzeptanz. Der Versuch der EU-Kommission im Jahr 2007, DVB-H als gemeinsamen Standard für ganz Europa vorzuschlagen, hat keine Wirkung gezeigt. Wer Handy-TV nutzen möchte, kann auf eine kleine Auswahl an Mobiltelefonen mit eingebautem DVB-T-Empfänger zurückgreifen.

Vier Übertragungstechniken ermöglichen Fernsehen im Taschenformat:

  1. UMTS
    Wer ein UMTS-fähiges Handy besitzt, kann sich Kurzfilme oder Zusammenschnitte von seinem Mobilfunkprovider herunterladen oder per Livestream ausgewählte Sportsendungen (in der Regel Fußball) verfolgen. Drei Mobilfunkbetreiber vermarkten entsprechende Angebote mit Mobile TV. Die maximale Übertragungsrate liegt bei 384 Kbit/s und ist für Live- Streaming in der Regel ausreichend.
    Verfügbarkeit: Überall da, wo UMTS verfügbar ist, also in den Ballungszentren.
    Nachteil: Da die Videos zu jedem Teilnehmer einzeln übertragen werden, wäre eine Funkzelle bei vielen Teilnehmern schnell überlastet. UMTS ist also nicht für den Masseneinsatz von Handy-TV geeignet.
  2. DVB-T
    Handys mit integriertem DVB-T-Empfänger ermöglichen ebenfalls mobilen TV-Empfang in den DVB-T-Empfangsgebieten. Hier erfolgt die Datenkomprimierung nach dem MPEG-2-Verfahren.
    Vorteile:
    • Der Empfang ist kostenlos
    • und bereits großflächig verfügbar. Verfügbarkeit: in den DVB-T-Versorgungsgebieten
    • zur Zeit die größte Geräteauswahl
  3. DVB-H
    DVB-H steht für Digital Video Broadcasting Handheld und ist ein digitaler Fernsehstandard, der zwar auf DVB-T basiert, aber speziell für den Empfang mit kleinen und mobilen Geräten optimiert ist. Die Filme sind für eine handygerechte Auflösung (320 x 240 Pixel) optimiert und werden nach dem modernen MPEG-4-Verfahren komprimiert. Die Ausstrahlung erfolgt im Broadcast-Verfahren, das heißt die Signale werden einmal vom Sender ausgestrahlt und können von beliebig vielen Teilnehmern empfangen werden. Die maximale Übertragungsrate beträgt 11 Mbit/s.
    Vorteile:
    • hohe Bandbreite, es können bis zu 40 TV-Programme im DVB-H-Standard ausgestrahlt werden.
    • Durch das Time-Slicing-Verfahren muß der Empfänger nicht permanent sondern nur in bestimmten Abständen aktiviert werden. Das spart Strom und schon den Akku.
    • Rückkanalfähigkeit über Internet Protocol (IP).
    Nachteil: Nicht ausreichend verfügbare Frequenzen bundesweit vorhanden.
    Verfügbarkeit: das Betreiberkonsortion Mobile 3.0 hat Ende Oktober 2008 die Lizenzen für DVB-H wegen zu geringen Erfolges an die Landesmedienanstalten zurückgegeben.
  4. DMB
    steht für Digital Multimedia Broadcasting und basiert auf dem Digitalradiostandard DAB. Als Kompressionsverfahren wird ebenfalls MPEG-4 verwendet. Die Ausstrahlung erfolgt im Broadcast-Verfahren. Die maximale Übertragungsrate beträgt 1 Mbit/s.
    Vorteile:
    • Vorhandene Sendeeinrichtungen des vorhandenen DAB-Netzes können genutzt werden, dadurch würde momentan eine Flächendeckung von 80 Prozent erreicht werden.
    • Frequenzen stehen bereits bundesweit zur Verfügung. Läuft in Korea bereits im Regelbetrieb, Endgeräte von koreanischen Herstellern (LG, Samsung) sind vorhanden.
    Nachteile:
    • geringere Bandbreite, zur Zeit können maximal vier Kanäle übertragen werden.
    • Rückkanalfähigkeit ist nicht standardmäßig implementiert.
    • unzureichender Empfang in geschlossenen Gebäuden (Grund: zu geringe Sendeleistung)
    Verfügbarkeit: über DAB-Netz 80 Prozent Flächendeckung.

Welche Dienste sind aktuell verfügbar?

  • Handy-TV über DMB wurde zum 1. Mai 2008 eingestellt.
  • Mobile 3.0 - Das Treiberkonsortium für DVB-H - hat die Lizenzen Ende Oktober 2008 an die Landesrundfunkanstalten zurückgegeben.
  • Für DVB-T stehen inzwischen einige Handymodelle zur Verfügung und weitere werden auf den Markt kommen.
  • Handy-TV via UMTS wird weiterhin angeboten, ist aber nicht für die Massenverbrietung geeignet.

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