Voice over IP (VoIP) - Telefonieren über das Internet Drucken
Gigaset S 685 IP von Siemens
 Siemens Gigaset S685 IP
schnurloses VoIP-Telefon mit
Anrufbeantworter

Breitbandige Internetanbindungen via DSL, WLAN oder TV-Kabelnetz werden immer populärer und machen Internet-Telefonie ( Voice over IP) auf Grund der deutlich geringeren Telefonkosten auch für den Privatanwender attraktiv. In öffentlichen Vewaltungen und in Firmen, die über mehrere Standorte verteilt sind, wird VoIP schon erfolgreich genutzt.

Funktionsweise von VoIP:

Die Sprache wird in Datenpakete zerlegt und über das Interent übertragen; am anderen Ende der Leitung werden die Pakete wieder zusammengesetzt und als Sprache ausgegeben. Der Nutzer bemerkt bei optimaler Verbindung (wenig Paketverluste, richtige Reihenfolge der Datenpakete beim Eintreffen, kaum Zeitverzögerung bei der Übertragung) keinen Unterschied zu der bisherigen Technik.

Herkömmliche Festnetze reservieren dagegen immer die ganze Leitung für ein Gespräch. Auf dieser Leitung werden die Sprachdaten als kontinuierlicher Datenstrom übertragen. In den Vermittlungsstellen laufen viele Gespräche einzelner Teilnehmer zusammen und werden auf Leitungen mit sehr viel höherer Bandbreite konzentriert und an der Ziel-Vermittlungsstelle wieder ausgekoppelt. Das Verfahren funktioniert ohne nennenswerte Zeitverzögerungen.

Verwendete Standards:

Bei Voice over IP werden zur Zeit 2 Verfahren zur Signalisierung (Lokalisierung des Gesprächspartners, Einrichtung und Beendigung des Gesprächs) und Datenübermittlung eingesetzt: Der so genannte H.323-Standard, welcher der ISDN-Technik sehr verwandt ist und ursprünglich als Grundlagenprotokoll für Videokonferenzen entwickelt wurde. Er hat aufgrund seiner langen Entwicklungszeit bereits einen sehr hohen Reifegrad erreicht.

Seit ein paar Jahren findet der wesentlich einfacher gestrickte SIP-Standard (Session Initiation Protocol) immer mehr Anwendung. Es wurde als allgemeines Signalisierungsprotokoll für Multimediaanwendungen entwickelt und basiert auf Internetstandards, welche auch für die Übertragung von E-Mails und HTML-Seiten verwendet werden. SIP konzentriert sich ausschließlich auf die Signalisierung und ist deshalb viel flexibler für unterschiedliche Zwecke einsetzbar. H.323 und SIP sind nicht kompatibel, inzwischen hat sich der SIP-Standard durchgesetzt.

Weg der Sprachdaten:

Auch bei der Internet-Telefonie erfolgt die Datenübermittlung nicht komplett über das Internet. Die Verbindung zwischen herkömmlichen Festnetzleitungen und Internet stellen sogenannte Gateways dar, die beide Netze miteinander verbinden. Für Telefonate zum bzw. vom Festnetz werden die Anrufe für eine bestimmte Strecke über die herkömmliche Telefonleitung geleitet, die auch gebührenpflichtig ist, der andere Teil über das Internet.

Verbindungsarten und ihre Kosten:

  1. IP zu IP: diese Verbindungen sind zwischen den Vertragspartnern meist kostenlos
  2. IP zu Festnetz: hier haben Internet-Telefonie-Anbieter ihre eigenen Tarifmodelle entwickelt
  3. Festnetz zu IP: es fallen die Gebühren des jeweiligen Festnetz-Telekommunikations-Anbieters an (vorausgesetzt, die Telefonnummer des VoIP-Nutzers ist eine Nummer mit der üblichen Ortsvorwahl und keine Sondernummer).

Grundvoraussetzung für VoIP ist ein Breitband-Internetanschluss z.B. über DSL, WLAN oder das TV-Kabelnetz.

Möglichkeiten, VoIP privat zu nutzen:

  1. Computer mit Headset und Softphone. Hinter dem Begriff Softphone verbirgt sich eine Software, die den PC zum Telefon macht, bekannte Programme sind z.B. Skype oder X-Lite. Vorteil: preisgünstige und einfache Lösung, um VoIP einmal auszuprobieren. Nachteil: um immer erreichbar zu sein, muß der PC und die VoIP-Software ständig laufen. Die Sprachqualität hängt stark von der Qualität der verwendeten Headsets ab.
  2. VoIP via Hardware mit Router und einem speziellen IP-Telefon
    Diese Variante eignet sich für PC-Nutzer, die bereits einen DSL-Router verwenden. Das IP-Telefon wird dann ganz simpel wie ein PC an den Router angeschlossen. Vorteil: Man kann völlig unabhängig von einem Computer über das Internet telefonieren, der Rechner muß nicht eingeschaltet sein. Theoretisch ist ein Computer bei dieser Lösung gar nicht notwendig - außer für die Konfiguration. Das IP-Phone verwaltet selbstständig die Gespräche, der Router die dafür nötigen Internet-Verbindungen. Hier darauf achten, dass das Telefon den richtigen Übertragungsstandard verwendet, bei den meisten VoIP-Anbietern ist dies der SIP-Standard. VT: komfortabel, PC muß nicht laufen. NT: spezielles IP-Telefon notwendig, bisherige Endgeräte können nicht weiterverwendet werden.
  3. VoIP via Hardware über einen Router mit integriertem Phoneboard bzw. mit analogem Telefonadapter ( ATA) Spezielle DSL-Router haben ein Phoneboard integriert, welches den Anschluss von analogen Endgeräten (Telefon, Fax, Anrufbeantworter) ermöglicht, alternativ kann auch ein DSL-Router mit einem externen analogen Telefon Adapter (ATA) verwendet werden. Vorteile: es kann auch wahlweise über das Festnetz telefoniert werden, Faxgerät und Anrufbeantworter lassen sich ebenfalls anschließen.

Vorteile von VoIP:

  • mehrere parallele Leitungen möglich
  • echtes Unified Messaging durch ENUM-Protokoll in Zukunft möglich: verschiedene Kommunikationsdienste wie Sprachnachrichten, Faxe und E-Mails werden unter einer Rufnummer identifiziert. Das System sorgt dafür, dass jeweils über das geeignete Gerät die Nachricht ausgegeben wird.
  • geringere Telefonkosten
  • ermöglicht Telefonie für behinderte Menschen ohne teure Spezialgeräte

Nachteile von VoIP:

  • Notrufnummern wie 110 oder 112 nicht anwählbar
  • spezielle IP-Telefone, bzw. Telefonadapter notwendig
  • Sicherheit: Verschlüsselung ist zwar möglich, momentan werden aber die meisten VoIP-Telefonate unverschlüsselt über das Internet übertragen. Telefonate, die ins Festnetz gehen, können nicht verschlüsselt werden
  • Sprachqualität hängt vor allem von der Qualität der Netzwerkverbindung ab, Serverüberlastung oder kurzzeitige Verbindungsabbrüche können zum Totalausfall führen. Deshalb ist ein stabil laufender und zuverlässiger Internetzugangsprovider eine wichtige Voraussetzung.

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