Strahlenbelastung durch Handys Drucken

Mobiltelefone sind für uns inzwischen zu einem unverzichtbaren Bestandteil der modernen Telekommunikation geworden, seitdem sie Anfang der 90er Jahre auf dem deutschen Markt eingeführt wurden. Das digitale Mobilfunknetz in Deutschland zählt mittlerweile mehr als 68 Millionen Nutzer. Mit zunehmender Verbreitung und Ausbau des Mobilfunknetzes mehren sich auch die Warnungen vor den Gefahren des Mobilfunks durch Basisstationen und Handys, welche bei den Nutzern Besorgnis erzeugen.

Dieser Ratgeber gibt Ihnen einen kurzen Einblick in die Funktionsweise des Mobilfunks und erläutert die damit verbundenen Nebenwirkungen; außerdem erhalten Sie Tipps zur Verringerung der Strahlenbelastung beim täglichen Handygebrauch.

Mobilfunk und elektromagnetische Felder

Das gesamte Mobilfunknetz ist in kleinere wabenförmige Gebiete unterteilt, sogenannte Funkzellen. Jede dieser Funkzellen verfügt über eine oder mehrere Basisstationen. Diese Basisstationen sind mit zentralen Vermittlungsstellen verbunden. Ein eingeschaltetes Handy steht über die Basisstation der Funkzelle, in der sich der Handynutzer gerade befindet, mit einer der Vermittlungsstellen des Mobilfunkanbieters in Verbindung. Wird mit dem Handy telefoniert, sendet das Handy Funksignal an die Basisstation, diese leitet die übermittelten Daten per Kabel oder Richtfunk an eine Vermittlungsstelle weiter; über eine Zentrale wird die Funkzelle ermittelt, in der sich der Angerufene gerade befindet, die dortige Basisstation sendet die Daten an den Empfänger über Funksignale weiter.

Bei diesen Funkwellen zwischen Handy und Basisstation handelt es sich um hochfrequente elektromagnetische Felder (EMF). Die Funkwellen der Mobilfunknetze arbeiten in den Frequenzbereichen um 900 MHz (digitales D-Netz), 1.800 MHz (digitales E-Netz) und 1.900 MHz ( GSM-Standard in den USA) und werden gepulst - also ein einem bestimmten Rhythmus - ausgestrahlt. Zu den hochfrequenten Strahlen zählen auch die elektromagnetischen Felder im Radar, der Rundfunk- und Fernsehsender und die Mikrowellen.

Die Inbetriebnahme von mehr als 50.000 Mobilfunkanlagen hat dazu geführt, dass die Felder des Mobilfunks heute den größten Teil der Immissionen elektromagnetischer Felder ausmachen. Mit dem Aufbau der UMTS-Netze werden die Belastungen der Bevölkerung vor allem in größeren Städten weiter zunehmen, da die UMTS-Anlagen parallel zu den Mobilfunkanlagen der bestehenden Netze betrieben werden. Weitere Quellen für technisch erzeugte EMF sind Radio- und Fernsehsender, Polizei- und andere Funkantennen, militärische Frequenzen und Amateurfunker und Mikrowellen im häuslichen und medizinischen Bereich; neuerdings kommen mit WLAN und Bluetooth auch Immissionen aus dem IT-Bereich hinzu.

Wie beeinflussen Elektromagnetischer Felder den menschlichen Organismus?

Der wichtigste biologische Effekt hochfrequenter elektromagnetischer Felder ist die Wärmewirkung. Hochfrequente Felder dringen nur geringfügig in den Körper ein; die Energie dieser Felder wird vom Gewebe absorbiert und in Molekülbewegungen umgesetzt. Die Reibung zwischen den sich rasch bewegenden Molekülen führt zu einem Temperaturanstieg. Dieser Effekt wird beispielsweise in Mikrowellenherden zum Erhitzen von Speisen ausgenutzt.

Eine wichtige Messgröße, um den Temperaturanstieg im Körpergewebe zu messen, ist der sogenannte SAR-Wert ( SAR steht für spezifische Absorptionsrate). Er beschreibt, wieviel Leistung pro Kilogramm Körpergewicht (bzw. biologischem Material) aufgenommen wird, wenn der Körper einem hochfrequenten elektromagnetischen Feld ausgesetzt ist. Der SAR-Wert wird in Watt pro Kilogramm angegeben. Je niedriger der SAR-Wert ist umso geringer ist die Belastung bzw. Temperaturerhöhung. Die Wärmewirkung von Hochfrequenzwellen bildet die Ausgangsbasis für die derzeitigen Grenzwerte und Empfehlungen.

Neben dem thermischen Effekt sind auch immer wieder sogenannte athermische Effekte in der Diskussion. Athermischen Effekte treten bei geringen EMF auf, welche keine merkliche Temperaturerhöhung des Gewebes verursachen. Die Beobachtungen beziehen sich unter anderem auf Veränderung von Hirnströmen, das Auftreten von Befindlichkeitsstörungen, Öffnung der Blut-Hirn-Schranke, Veränderung des Blutbildes und Krebsgeschehen.

Aktueller Forschungsstand:

Die thermische Wirkung elektromagnetischer Felder gilt als wissenschaftlich abgesichert; die dort festgestellten gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch hohe Strahlenbelastungen sind wissenschaftlich belegt und deren Ergebnisse dienen als Grundlage für die Einrichtung von Grenzwerten und Empfehlungen. Durch die Einhaltung der empfohlenen Grenzwerte in nationalen und internationalen Richtlinien lassen sich die Risiken einer möglicherweise gesundheitsschädlichen EMF-Exposition begrenzen.

In vielen Untersuchungen wird von einer biologischen Wirkung und einer gesundheitlich schädigenden Wirkung gesprochen: biologische Wirkungen sind messbare Reaktionen von Organismen oder Zellen auf Reize oder Veränderungen in der Umwelt. Diese Reaktionen - z. B. ein Anstieg der Herzfrequenz nach dem Genuss von Kaffee, sind nicht unbedingt schädlich.

Momentan vertritt die Mehrzahl der Wissenschaftler die Ansicht, dass unterhalb der gegenwärtig geltenden Grenzwerte keine athermischen Effekte von gesundheitlicher Bedeutung auftreten. Allerdings ist eine kleine Zahl von Wissenschaftlern gegenteiliger Meinung und fordert eine Absenkung der Grenzwerte. Da zu diesem Thema noch wenig fundierte Ergebnisse zur Langzeitwirkung vorliegen, steht die Frage, ob niedrig dosierte Langzeitexpositionen unterhalb der Schwelle für Körpererwärmung schädliche gesundheitliche Wirkungen haben oder das Wohlbefinden der Menschen beeinträchtigen können, im Mittelpunkt der aktuellen Forschung.

Seit 2000 läuft die international angelegte INTERPHONE-Studie, die von der WHO koordiniert und von der EU gefördert wird. Diese Studie soll klären, ob regelmäßige Handynutzung über einen längeren Zeitraum das Risiko erhöht, an einem Gehirnturmor zu erkranken. Die Interphone-Studie ist die bisher weltweit größte Studie zu diesem Thema. Mehr als 7.000 Probanden aus 14 Ländern sollen befragt werden. Ende 2004 ist mit ersten Ergebnissen zu rechnen.

Grenzwerte im Mobilfunk:

Zur Vermeidung von gesundheitlichen Gefährdungen durch Funkanlagen einschließlich des Mobilfunks gibt es international anerkannte Grenzwerte, welche auf Grundlage des aktuellen Forschungsstandes erarbeitet wurden. Die Festlegung der in Deutschland gültigen Grenzwerte entspricht den Empfehlungen der internationalen Strahlenschutzkommission (ICNIRP). Diese Grenzwerte sind in der 26. Verordnung des Bundesimmissionschutzgesetzes verankert und werden durch die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (Reg TP) überprüft, welche dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) nachgeordnet ist.

Basisgrenzwerte für den Hochfrequenzbereich für die Allgemeinbevölkerung
SAR-Grenzwert: 0,08 W/kg gemittelt über den gesamten Körper
Teilkörpergrenzwert: 2 W/kg gemittelt über 10 g Körpergewebe

In den meisten europäischen Nachbarländern orientieren sich die Grenzwerte ebenfalls an den Empfehlungen der internationalen Strahlenschutzkommission, nur in Italien und in der Schweiz sind niedrigere Grenzwerte gesetzlich vorgeschrieben.

Welche Konsequenzen können daraus gezogen werden?

Auch wenn zur Zeit noch keine wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse vorliegen, die eine gesundheitlich schädigende Wirkung auf den menschlichen Organismus durch elektromagnetische Felder unterhalb der Grenzwerte belegen, heißt das nicht, dass in Zukunft dieser Beweis nicht vielleicht doch erbracht wird. Ebenso stellt sich die Frage nach der Richtigkeit eines Grenzwertes. Es kann durchaus sein, dass die bisher geltenden Grenzwerte in Zukunft verändert werden. Schon heute gelten in den einzelnen Ländern unterschiedliche Grenzwerte, so sind die Maximalwerte für Basisstationen und für Mobiltelefone in Italien und der Schweiz deutlich niedriger angesetzt als in Deutschland.

Die Erfahrungen mit Umweltskandalen vergangener Jahrzehnte (Formaldehyd oder Holzschutzmittel) haben gezeigt, dass bis zum endgültigen wissenschaftlichen Beweis einer schädlichen Wirkung sehr viel Zeit vergeht und ein vorbeugender Gesundheitsschutz die Verbraucher vor eventuell auftretenden Schäden schützen kann.

Sendeleistung von Handys:

Anders als bei den Basisstationen befindet sich der mobil Telefonierende im Nahfeld der Handyantenne. Die Feldstärken von Mobiltelefonen sind unter ungünstigen Bedingungen (Antenne nah am Kopf, hohe Sendeleistung, lange Telefonate, häufiges Sprechen) so stark, dass thermische Effekte im Kopfbereich auftreten können und z.B. auch die Hirnfunktion beeinflussen können.

Die Leistung, mit der D-Netz Handys maximal senden dürfen, beträgt 2 Watt, im E-Netz nur 1 Watt; zum Vergleich: schnurlose DECT-Festnetztelefone senden mit 0,01-0,25 Watt. Wichtig ist die automatische Regelung der Sendeleistung der Handys bei guter Verbindung zur Basisstation. Als groben Anhaltspunkt über die zu erwartende Belastung können Sie die Empfangsanzeige ihres Handys verwenden. Zeigt diese nur dürftigen Empfang an, ist mit hoher Sendeleistung zu rechnen. Das Handy muss hochregeln, um die Basisstation zu erreichen.

Unter dem Gesichtspunkt des vorsorgenden Gesundheitsschutzes trägt folgende Auflistung dazu bei, die Strahlenbelastung durch Handys im alltäglichen Gebrauch zu reduzieren:

  • Handy erst nach dem Verbindungsaufbau ans Ohr halten, da währenddessen das Handy mit voller Leistung funkt und Leistungsregulierung des Netzes erst nach erfolgreichem Aufbau greift.
  • Antenne des Handys nicht mit den Fingern oder der Hand verdecken, das sonst die Sendeleistung verstärkt wird.
  • Nur an Orten mit gutem Empfang telefonieren.
  • Im Auto eine Außenantenne und ein Headset verwenden, da der schlechtere Empfang im Auto eine stärkere Sendeleistung zur Folge hat.
  • Handy nicht ständig nahe am Körper tragen. Die thermischen Effekte können wärmeempfindliche Körperteile schädigen.
  • Handy ausschalten, wenn es nicht benötigt wird. Auch im Stand-By-Betrieb funkt das Telefon, um den Kontakt mit der Basisstation zu halten.
  • Lange Telefonate möglichst vom Festnetz aus führen.
  • Ohrseite beim Telefonieren häufiger wechseln, um eine zu starke Erwärmung zu vermeiden.
  • Handys mit einem niedrigen SAR-Wert kaufen. Ein Viertel aller in Deutschland verkauften Handys erfüllt den Grenzwert von 0,6 W/kg, um den Blauen Engel als Kennzeichnung für ein strahlungarmes Handy zu bekommen. Allerdings hat nach kein Hersteller den Blauen Engel für sein Produkt beim Umweltbundesamt beantragt. 

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